Sind die DGE Regeln neu wirklich besser?

dge regeln neuDie Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) hat ihre zehn Regeln für eine gesunde Ernährung deutlich überarbeitet. Für viele Fachleute war das ein lange notwendiger Schritt. Die DGE ist nun diesen Schritt gegangen und hat für die Überarbeitung aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse einbezogen. Auch bei den Formulierungen sind die aktualisierten zehn Regeln angepasst und konkretisiert worden. Insgesamt ist nun ein neues Regelwerk entstanden, das in der Grundstruktur dem alten ähnelt, aber viele neue Details aufweist.

Keine Regel mehr zum umfangreichen Verzehr von Kohlehydraten

Eine der stärksten kritisierten Regeln wurde dann auch gleich massiv angepasst. Vormals empfahl die DGE Kohlenhydrate in der Form von Getreideprodukten und Kartoffeln zuzuführen. Kritiker sahen bei dieser Regel das Problem, dass beim Befolgen das Abnehmen erheblich erschwert wird und auch Erkrankungen wie Diabetes bei einer solchen Ernährungsweise begünstigt wird. Die neu formulierte Regel hier betont die Wahl von Vollkornprodukten. Vollkorn senkt das Risiko bestimmter Erkrankungen – im Gegensatz zu Weißmehl – und hält auch länger satt. Die Empfehlung zum relativen Anteil von Kohlenhydraten an der Ernährung blieb bestehen.

Regel zur Fettzufuhr deutlich umformuliert

Wesentlich weicher kommt in der neuen Fassung die Regel zur Fettzufuhr daher. Fettarme Produkte werden nicht mehr per se empfohlen, stattdessen werden gesundheitsfördernde Fette wie die pflanzlichen Fette in Rapsöl als positiv benannt. Versteckte Fette, wie sie häufig in verarbeiteten Lebensmitteln enthalten sind, sollten dagegen weiterhin vermieden werden. Bei der Gesamtenergiezufuhr soll der Anteil an Fetten weiterhin nicht mehr als 30 Prozent sein. Dieser Richtwert wird in der Regel nicht mehr deutlich erwähnt, dafür werden Lebensmittel mit gesunder Fettzufuhr benannt.

In dieser Regel taucht zudem auch nicht mehr die Warnung vor zu viel Cholesterin und die Vermeidung von Milchfetten auf. Zugeführtes Cholesterin wirkt sich kaum auf den Cholesterinspiegel im Blut aus. Bei Milchprodukten wird nun nicht mehr generell von fettreichen Varianten abgeraten. Die neue Regel fokussiert sich mehr auf den unterschied zwischen gesunden ungesättigten Fetten und den teils gesundheitsgefährdenden gesättigten Fetten. Zu ersteren wird nun eine Positivliste angegeben.

Die Regel zu Fleisch, Gemüse und Obst

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Auch die Regel zur Tageszufuhr an Obst und Gemüse wurde wesentlich neu formuliert. Hier gab es an der alten Empfehlung, fünf Portionen Obst und Gemüse pro Tag zu sich zu nehmen, deutliche Kritik. Hintergrund ist der, dass Fruchtzucker zu den Dickmachern zählt. In der neuen Formulierung werden nun zwei Portionen Obst und mindestens drei Portionen Gemüse, einschließlich Hülsenfrüchte, empfohlen.

Dagegen ist die empfohlene Menge an Fleisch pro Woche geblieben. Nicht mehr als 300 bis 600 Gramm wöchentlich sollten es sein. Die Ernährung sollte überwiegend aus pflanzlichen Produkten erfolgen. Zwar enthält Fleisch wichtige Inhaltsstoffe wie beispielsweise Zink, aber es sind auch eine Reihe gesundheitsschädliche Inhaltsstoffe enthalten. Ein mäßiger Fleischkonsum ist daher angeraten.

Die Regeln sind keine starren Regeln

Wie die DGE durchgängig im neuen Regelwerk betont, sind die Regeln nicht als starre Gebote oder Verbote zu verstehen. Generell sind die Regeln als Empfehlungen zu sehen, die individuellen Spielraum offen lassen. In Sachen Ernährung muss Platz für persönliche Umstände – jeder Mensch unterscheidet sich zu einem gewissen Grad im Stoffwechsel – bleiben.

Das wird voraussichtlich auch dazu führen, dass Ernährungsfachleute, wie beispielsweise Ernährungsberater, ihre Präventivkurse von den Krankenkassen bezuschussen oder erstatten lassen können, auch wenn diese nicht starr den DGE-Regeln folgen. Wobei die DGE weiterhin an den grundsätzlichen Richtwerten zu den Nährstoffverhältnissen festhält.

Auch neue Regeln stehen bereits in der Kritik

Viele Fachleute begrüßen die Änderungen als ersten Schritt in die richtige Richtung. Jedoch vermissen einige Kritiker für sie wichtige Punkte. Ein Kritikpunkt sind die weiterhin fehlenden Angaben zu Dosierungen und dem Festhalten am Nährstoffverhältnis. Einige Stimmen betonen, dass die Zufuhr von Kohlehydraten sparsam sein sollte und der Eiweißanteil höher als in den Empfehlungen ausfallen sollte. Bei der Nennung empfehlenswerter Fette würden zudem Nuss- und Olivenöl, zwei wichtige Nahrungsmittel, fehlen.

Einen Überblick des aktuellen Regelwerks finden Sie unter: www.dge.de/ernaehrungspraxis/vollwertige-ernaehrung/10-regeln-der-dge/

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