Bei der Auseinandersetzung um die richtige Ernährungsweise sind die Diskussionen sicher noch lange nicht zu Ende. Dabei wird neben ethischen Fragen in erster Linie die Frage erörtert, welche Ernährungsweise die gesündeste für den Körper ist. Dass die Ernährungsweise auch einen Einfluss auf die Psyche haben kann, wird gerne übersehen. Eine aktuelle Studie hat sich genau mit dieser Frage beschäftigt.
Vegetarier und Veganer haben höhere Depressionswerte
Neurowissenschaftler vom US-amerikanischen National Institute on Alcohol Abuse and Alcoholism und der britischen University of Bristol haben aktuell eine Studie veröffentlicht, die den Einfluss der Ernährung auf die Psyche aufzeigt. Ziel der Studie ist die Frage, ob eine fleischlose Ernährung in Zusammenhang zu Depression steht. Dafür wurden knapp 10.000 Männer untersucht und nach ihrem mentalen Zustand befragt, darunter 311 Vegetarier und 39 Veganer.
Für unverzerrte Ergebnisse war es wichtig, weitere auf die Psyche Einfluss nehmende Faktoren zu berücksichtigen. So wurde der Einfluss beispielsweise der beruflichen Situation, des Familienstands und der Kinderzahl sowie Tabak- und Alkoholkonsum berücksichtigt. Als zentrales Ergebnis blieb, dass Vegetarier und Veganer höhere Depressionswerte als Fleischesser aufweisen. Weiterhin wurden umso stärkere Depressionswerte beobachtet, desto länger eine fleischlose Ernährungsweise vorlag. Aller Ergebnisse sind signifikant.
Grund liegt im Vitamin-B12-Mangel
Die Neurowissenschaftler vermuten den Grund für die höheren Depressionswerte bei Vegetariern und Veganern in einer Mangelerscheinung. Etwa die Hälfte der Veganer und rund ein Zehntel der Vegetarier wiesen einen zu niedrigen Vitamin-B12-Wert auf. Vitamin B12 ist wichtig für die Funktion des Gehirns. Es hilft, neuronale Verbindungen im Gehirn zu entwickeln und zu schützen, und ist auch für das Nervensystem wichtig. An der Umwandlung von Botenstoffen in Serotonin und Dopamin – körpereigene Glücklichmacher – ist es ebenfalls beteiligt.
Bei der fleischlosen Ernährung besteht hier das Problem, dass Vitamin B12 hauptsächlich in tierischen Produkten enthalten ist. Neben Fleisch und Fisch sind vor allem Milchprodukte und Eier Vitamin-B12-Lieferanten. Bei pflanzlichen Nahrungsmitteln können allenfalls Pilze, Sauerkraut und Algen Vitamin B12 liefern. Somit haben Veganer und Vegetarier schnell das Problem eines Vitamin-B12-Mangels.
Die negativen Folgen für die Psyche äußern sich unter anderem durch permanente Müdigkeit und Konzentrationsschwächen sowie eine allgemeine Niedergeschlagenheit. Das kann bis zur Psychose führen. Zwar untersuchte die Studie nur den mentalen Zustand von Männern, es ist aber anzunehmen, dass sich die Ergebnisse auch auf Frauen übertragen lassen.
Weitere mögliche Ursachen für das Ergebnis
Möglicherweise kann bei erhöhten Depressionswerten Eisenmangel ebenfalls eine Rolle spielen. Eisen ist, wie auch Vitamin B12, für das zentrale Nervensystem und die Bildung von Serotonin und Dopamin wichtig. Eisenmangel kann die gleichen negativen Folgen für die Psyche haben wie ein Mangel an Vitamin B12. Nicht ganz ausgeschlossen ist zudem die umgekehrte Kausalität: zu Depressionen neigende Menschen entscheiden sich häufiger für eine fleischlose Ernährung.
Ausgleich der Mangelernährung wichtig
Die Studie bestreitet nicht eine gesündere Ernährungsweise durch Fleischverzicht. Sie zeigt allerdings, dass gerade bei einer fleischlosen Ernährungsweise auf Mangelerscheinungen geachtet werden muss. Vitamin B12 und Eisen lassen sich im Zweifelsfall beispielsweise über Nahrungsergänzungsmittel zuführen. Ob im Einzelfall ein Mangel vorliegt, kann eine ärztliche Untersuchung feststellen.
Quelle: www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0165032716323916
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